MyHighlands.de - der Podcast für Schottland-Fans

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Transkript

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"Nemo me impune lacessit!" - "Niemand verletzt mich ungestraft!"

So lautet ein Wappenspruch der Schotten. Er drückt die Wehrhaftigkeit des schottischen Volkes aus.

Doch welchen Feind haben sie hiermit gemeint?

Halo a huile duine, ciamar a tha sibh?

Heute gibt es den zweiten Teil der schottischen Schlachten.

Wie schon fast 1.200 Jahre zuvor geht es um die Befreiung von einer Fremdherrschaft.

Diesmal waren es die Norweger.

Denn heute sprechen wir über die Schlacht bei Largs zwischen Norwegern oder „Wikinger“ und Schotten im Jahr 1262.

*** Die Vorgeschichte

Die Inseln im Westen und Norden Schottlands waren Anfang des 13. Jahrhunderts noch Teil des norwegischen Königreichs.

Denn seit dem Ende des achten Jahrhunderts hatten zunächst Wikinger die Inseln geplündert und sich die Nordmänner anschließend niedergelassen.

Später entstanden daraus eine Misch-Bevölkerung aus Gälen und Nordmännern.

Und die saßen quasi zwischen den Stühlen oder Thronen von Schottland und Norwegen.

Der schottische König Alexander II. wollte diese Inseln nun dem Reich einverleiben.

Denn da die Adligen auf den Inseln auch Besitz auf dem Festland hielten, kam es immer wieder zu Konflikten … sie dienten ja zwei Herren.

Schauen wir uns diese beiden Herren einmal genauer an.

*** Die Feldherren

Alexander III. ist der Sohn Alexanders II. und war gerade mal 22 Jahre.

Nach internen Konflikten saß er nun seit drei Jahren auf dem schottischen Thron.

Sein Gegner Håkon IV. war dagegen schon 59 Jahre alt.

Er war ein König, der es bisher verstanden hatte, Norwegen halbwegs zu einen, ein funktionierendes Rechtssystem anzustoßen und die größte Ausdehnung des norwegischen Reichs überhaupt zu erreichen.

Island, Grönland und Finnmark wurden in seiner Zeit als König dem norwegischen Thron unterstellt.

Hakons Reich war als bedeutend größer als das kleine Schottland.

*** Die Vorgeschichte

Sie haben es ja im Guten versucht: Alexander und sein Vater hatten Hakon angeboten, ihm die schottischen Inseln abzukaufen.

Doch dieser lehnte jeweils ab, hielt 1261 sogar eine Gesandtschaft der Schotten in Bergen fest. Ein Affront!

Alexander dachte sich dann: Na, wollen mal sehen, wie gut Norwegen die Inseln hier schützen kann.

So ließ er den Earl of Ross die Insel Skye angreifen und plündern.

Hakon musste nun zeigen, wer die Macht innehielt.

Er stellte eine Flotte von 120 Kriegsschiffen auf.

Und er selbst segelte mit.

Im Juli ging es zunächst nach Shetland und Orkney.

Der Jarl der Orkney-Inseln war gleichzeitig dem norwegischen König mit Orkney unterstellt, und dem schottischen König mit der Grafschaft Caithness.

So gab es erst einmal hier ein Tauziehen und schließlich eine Versicherung von Treue gegenüber dem norwegischen König.

Doch dann hörte Hakon, dass sich im Süden der Lord von Argyll dem Schottenkönig unterworfen hatte.

So brach die Flotte Anfang August (!) nach Süden auf. Sie lief die Insel Lewis an, dann Skye.

Der Ort Kyleakin deutet auf ihn hin. "Akin" für "Hakon", "Kyle" von "Caol" - also: "Hakons Meerenge" oder Straße.

Es schlossen sich weitere Streiter an, andere, wie Angus Mor wehrten sich erfolglos. Die Flotte wurde riesig.

Sie kam in Arran an, wo eine Delegation des schottischen Königs verhandeln wollte.

Mittlerweile war es Spätsommer.

Und das begriff der schottische König als Vorteil.

Er sorgte dafür, dass sich die Verhandlungen hinzogen und ergebnislos blieben.

*** Die Schlacht

Hakon hatte nun die Nase voll. Er ließ Boote über Land tragen ins Loch Lomond, um an dessen Ufern zu plündern.

So wollte er die Streitmacht Schottlands zweiteilen. Derweil lag er selbst mit einem Teil seiner Armee vor der kleinen Insel Cumbrae im Firth of Clyde.

Doch das Zeitspiel Alexanders ging auf. Am 30. September brachen Herbststürme über die Flotte hinein.

Ein Teil der Boote wurde zerstört, ein anderer Teil wurde abgetrieben ans Festland. Hakon sandte Männer, die diese Boote wieder einsammeln und instandsetzen sollten.

Und das bemerkten die Schotten.

Walter Stewart, Earl of Menteith und Verbündete kamen Anfang Oktober zu den Schiffen.

Ihre Männer waren mit Bögen, Steinschleudern und Äxten ausgestattet. Und sie griffen aus der Ferne an, die Norweger verschanzten sich hinter den Booten.

Hakon sah das und schickte weitere Männer hinüber. Die Schotten zogen sich zurück.

Ogmund Krähentanz wurde nun mit etlichen Männern auf einen Hügel geschickt, um die Reparaturarbeiten der Nordmänner zu sichern.

Er sah eine kleine Streitmacht von Süden nahen. Die griff ihn an, doch konnte ihn nicht überwältigen.

Ogmund wollte aber verhindern, dass sie zwischen die Männer am Strand und ihn kamen, also zog er sich dorthin zurück.

Und das sah für die Krieger dort wohl so aus, wie eine Flucht – was am Strand wiederum Panik auslöste.

Dennoch blieben die Norweger standfest. Die Schotten griffen wieder an, zogen sich zurück, und das Ganze von vorne.

Kurz: Das war keine Schlacht, sondern mehrere kleine Scharmützel. Und es gab wohl nicht mal allzu viele Gefallene.

Laut einer Quelle starb zum Beispiel nur ein schottischer Ritter.

Am Ende zogen sich sowohl Schotten als auch die Norweger mit ihren Schiffen zurück.

Die "Schlacht" blieb entschieden unentschieden.

*** Was die Schlacht verändert hat

Hakon zog sich angesichts der Wetterlage zurück – langsam und über die Inseln.

Dabei übte er weiterhin Macht aus. Etwa auf Islay, wo er Vieh erpresste oder auf Mull, wo er einen Aufstand niederschlug.

Ende Oktober kam er nach Orkney. Zu spät für die Rückfahrt entschloss er sich über Winter zu bleiben.

Und das war es dann.

Denn Hakon erkrankte und starb im Dezember im Bishop’s Palace in Kirkwall.

Hakon war ungeschlagen und hatte dennoch alles verloren.

Denn der Feldzug zeigte: Die Norweger hatten die Kontrolle über die Inseln eigentlich schon verloren.

Wie oft könnten sie wohl ein derartiges Machtspektakel abziehen?

Der Nachfolger Hakons verstand das und wollte verhandeln, doch dieses Mal wollte Alexander nicht mitspielen.

Er ließ seine Leute die Inseln der Norweger angreifen und plündern.

Aus Angst unterwarf sich dann Magnus, der Herrscher der Isle of Man, dem schottischen König. Und das war ein Zeichen, das das Ende der Herrschaft der Norweger markierte.

Die Isle of Man war lange das Zentrum des Kingdom of the Isles gewesen. Und dem Beispiel dieser symbolträchtigen Insel folgten weitere Inselherrscher.

Norwegen versuchte wieder zu verhandeln und diesmal ließ es Alexander zu.

Im Vertrag von Perth trat Norwegen die westlichen Inseln gegen eine Geldzahlung ab. Orkney und Shetland blieben ihm aber.

Alexander hatte keine Schlacht gewonnen, und dennoch alles erreicht.

Ach und: Was hat es nun mit dem Ausruf zu Beginn des Podcasts zu tun? "Nemo mi impune lacessit"?

Angeblich ist einer der Krieger Hakons nachts barfuß auf eine Distel getreten. Sein Schmerzensschrei hat die schottischen Soldaten gewarnt.

So die Legende.

Der Wahlspruch "niemand verletzt mich ungestraft" bezeichnet also das Gefühl der Distel, der so wichtigen Blume in Schottland.

Die nächste Schlacht in unserer Reihe ist wohl eine der wichtigsten Schlachten gegen den Erzfeind im Süden: die Schlacht von Bannockburn.

Bis dahin. Oidhche Mhat agus tioridh an drasta.

Über diesen Podcast

In dem Myhighlands.de Podcast spreche ich über Themen rund um Schottland und die Highlands. Besonders Geschichte und Geschichten, Clans und Berühmtheiten stehen hier im Vordergrund.

von und mit Stephan Goldmann

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