MyHighlands.de - der Podcast für Schottland-Fans

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Habt Ihr schon mal von Alasdair MacColla gehört?

Er ist einer DER Helden der Highlands – ein gälischer General, der für seinen Clan und für den Stuart König gekämpft hat.

In gälischen Lieder ist er bekannt und wird gerühmt.

Doch scheint er in der Wahrnehmung der restlichen Welt neben William Wallace oder Rob Roy zu verblassen.

Zeit, das zu ändern!

Die Schlacht von Inverlochy erzählt uns auch seine Geschichte.

HEUTE: Die Schlacht bei Inverlochy Castle

Halò a h-uile daoine, ciamar a' tha shibh?

Nahe Fort William steht eine recht unscheinbare Burgruine. Die Inverlochy Castle.

Sie bewachte einst das Great Glen, das quer durch Schottland verläuft, noch ehe es ein Fort in Fort William gab.

An ihrer Seite hat eine Schlacht stattgefunden, von der nur wenige gehört haben.

Dabei handelt sie genauso vom legendären Hass zwischen MacDonalds und Campbells, wie von großer Politik in den drei Königreichen.

Also lasst uns heute die Schlacht von Inverlochy genauer anschauen.

Dabei erfahren wir auch einiges über Alasdair MacColla. Den wohl fähigsten gälischen General, der aber kaum bekannt ist.

Aber Achtung: Die Vorgeschichte wird etwas … komplizierter.

Die Vorgeschichte

Es herrschte Krieg auf den britischen Inseln.

In den Jahren zwischen 1642 und 1651 waren alle drei Königreiche – also England, Irland und Schottland – verwickelt in eine Auseinandersetzung um Religion und Macht.

Begonnen hatte all das im Parlament von England. Das hatte dem Stuart-König, Charles I. doch tatsächlich die Gefolgschaft verweigert.

Aber der Reihe nach.

Charles hatte - wie schon sein Vater zuvor - EIN Ziel: Er wollte in all seinen drei Reichen eine Hauptreligion verankern.

Das war aber fast ein Ding der Unmöglichkeit: In Irland herrschten die Katholiken vor, in Schottland die Presbyterianer und in England die Anglikaner.

Und das waren nur die Hauptströmungen des Christentums.

König Charles wollte zudem auch gerne absolutistisch regieren. Also ohne das lästige Parlamente, das die Gelder bewilligte.

Well, all das ging grandios daneben.

Charles erwies sich als politisch nicht geschickt genug und er lag immer mit dem mächtigen englischen Parlament im Clinch.

Das gipfelte darin, dass der König am 4. Januar 1642 mit einigen Handlangern ins House of Commons eindrang.

Diese Frechheit startete einen Krieg, der zehn Jahre dauerte und in allen drei Königreichen ausgefochten wurde.

Auf der einen Seiten die Royalisten und auf der anderen Protestanten und Parlamentarier.

In Schottland waren die Gegner des Königs die sogenannten Covenanter.

Das waren Presbyterianer, die geschworen hatten, an ihrer Religion gegen den Willen des Königs festzuhalten.

Der Konflikt in Schottland hatte aber gleichzeitig noch eine lokale, gälische Ausprägung.

Clan Campbell hatte nämlich in den vergangenen Jahrzehnten weite Teile des einstigen Reichs des Clan Iain Mòr – oder auf Englisch: MacDonald of Dunnyvaig – übernommen.

Der mächtige Marquess von Argyll, Archibald Campbell, baute diese Macht immer weiter aus. Er konnte scheinbar nichts falsch machen.

Mit einem großen Gespür für Politik stand er fast immer auf der richtigen Seite der Geschichte.

Und er war Protestant.

Doch einer träumte von alter Größe:

Der Führer des Clan Iain Mòr – Alasdair Mac Colla Chiotaich MacDhòmhnaill.

Er träumte davon, das alte Reich der einst mächtigen MacDonalds wieder herzustellen.

Dieses Reich umfasste früher auch Teile von Nordirland. Und die alte Verbindung war noch stark.

Dort herrschte Randall MacDonnell, erster Marquess von Antrim. Und er war bereits in die Auseinandersetzungen der drei Reiche verwickelt.

Alasdair MacColla hatte sich im Konflikt dort schon einen Ruf als furchtloser, grausamer und gewiefter Kriegsherr gemacht.

Gemeinsam mit seinen irischen Verbündeten und schottischen Königstreuen kam er auf die Idee, den Kampf von Nordirland abzulenken.

Der Krieg sollte nach Schottland hineingetragen werden und MacColla wollte sich darum kümmern.

Mit dem Nebeneffekt, dass er dabei sein reich zurückbekäme.

Der Lord of Antrim gab ihm dafür eine kleine irische Streitmacht mit. Und so begann das Abenteuer.

Es ging auch gut los: MacColla und seine irischen Getreuen eroberten Mingarry Castle, Tioram Castle und weitere Burgen.

Und ihm schlossen sich weitere Getreue an, sodass seine Armee wuchs.

Schließlich kam es zum Treffen mit James Graham, erster Marquess von Montrose. Dem Statthalter des Königs in Schottland.

Dass MacColla kaum bekannt ist, mag auch daran liegen, dass er in der Englisc-zentrierten Geschichtsschreibung überschattet wurde von Montrose.

Doch ohne MacColla hätte Montrose nie die Unterstützung von gälischen Clans und Iren erhalten.

Und viele der erfolgreichen Taktiken weisen eher auf die MacCollas Art der Kriegsführung hin.

So oder so: Gemeinsam begannen die beiden Royalisten einen erfolgreichen Feldzug, der Dundee, Perth und andere Städte völlig überrumpelte.

Sie eilten von Sieg zu Sieg.

Es konnte fast nicht besser laufen für die Royalisten und für die MacDonalds.

Doch im Winter 1645 rannten sie in eine Falle.

Die Ausgangslage

Im Winter kämpften Clansmänner generell ungern. Viele von ihnen sind daher lieber mit ihrer Beute nach Hause gegangen.

Die erfolgreiche Armee von Montrose und MacColla war darum geschrumpft und hatte sich einstweilen ins Great Glen bei Fort Augustus zurückgezogen.

Damals hieß Fort Augustus allerdings noch Cill Chuimein.

Ihre Gegner sahen das als Chance, die Royalisten zu stellen.

Sie positionierten ihre Streitkräfte im Nordosten bei Inverness und im Südwesten bei Inverlochy, nahe dem heutigen Fort William.

Die Armeen der Covenanter blickten also von den beiden Enden in das Great Glen und erwarteten, dass Montrose und MacColla ihnen in die Fänge gehen würden.

Denn in der Falle zu sitzen, ohne Nachschub zu erhalten, wäre das Ende der Royalisten gewesen.

Also bewegten sich die rund 1.500 Royalisten, und trafen bei der folgenden Schlacht auf ca. 3.000 Covenanter.

Aber anders, als das die Covenanter geplant hatten.

Die Kriegstechnik

Einen wichtigen Anteil an dieser Schlacht hatten die Pikeniere.

Die dominierten die Kriegsführung der Zeit - auch zum Beispiel im 30. Jährigen Krieg. In dem übrigens auch viele Covenanter gekämpft hatten.

Die Formation und Taktik wurde bekannt durch die Spanier als Tercio, auf Englisch heißt sie Pike-and-Shot.

Das Grundprinzip: Ein Haufen von Lanzenträgern wird an der Flanke von Musketieren begleitet.

Die Pikeniere waren für den Nahkampf und die Kavallerie zuständig, die Musketiere schießen auf die Angreifer in der Ferne.

Im Prinzip waren sie eine Weiterentwicklung der Schiltrons, mit denen die Schotten bei Bannockburn gewonnen hatten.

In der Schlacht von Newburn hatten die Covenanter mit genau dieser Taktik einen klaren Sieg gegen Royalisten errungen.

Bisher waren also die Pikeniere also eine Erfolgsgeschichte.

Und die Covenanter verließen sich auch bei Inverlochy auf sie.

Die Schlacht

Die Übermacht des Gegners, nicht das Schlachtfeld wählen zu können, der Winter und der Hunger – eigentlich gab es keinen Grund zur Hoffnung für MacColla und Montrose.

Sie entschieden sich dennoch, sich dem Gegner im Südwesten des Great Glen zu stellen.

Die Armee dort stand bei Inverlochy Castle. Ihr Oberbefehlshaber war Archibald Campbell selbst.

Die meisten seiner Soldaten stammten ebenfalls aus dem Clan Campbell oder dessen Verbündeten. Es waren als überwiegend Gälen und nur wenige Lowlander oder Engländer.

Ähnlich sah es auf der anderen Seite aus. Auch die Armee der Royalisten bestand fast nur aus Iren und Highlandern. Also auch Gälen.

Das entscheidende Element an diesem Tag war die Überraschung.

Denn Montrose und MacColla beschlossen nicht durch das Tal zu kommen, wie es vom Gegner erwartet wurde.

Stattdessen stieg ihre Armee hinauf in die schneebedeckte Landschaft der Berge südlich östlich des Glens.

Über 50 Kilometer in nur zwei Tagen marschierten die Kämpfer durch den knietiefen Schnee der Grampians.

Dabei gingen sie umsichtig vor: Sie wussten, dass die Covenanter natürlich auch Spähposten in den Bergen hatten.

Montrose und MacColla schickten deshalb Vorauskommandos, die den Gegner in Scharmützel verwickelten.

Deren Späher kehrten direkt nach den kleinen Kämpfen zu ihren Befehlshabern zurück und meldeten, dass kleine Banden in den Bergen kämpften.

Was sie aber nicht gesehen und begriffen hatten, war, dass den kleinen Banden eine ganze Armee folgte. Und so blieb die Gefahr für die Covenanter unerkannt.

Am 2. Februar 1645 stieg im Morgengrauen die royale Streitmacht von den Hängen des Ben Nevis herab.

Und die Covenanter mussten sich hastig neu aufstellen.

Archibald Campbell hatte sich eine Verletzung zugezogen und hatte sich auf seine Galeere begeben, die im nahen Loch ankerte.

Er überließ die Schlacht seinem Befehlshaber Sir Duncan Campbell of Auchinbreck.

Die linke Flanke der Covenanter stellte er an die Burg, in der die Musketiere stationiert waren.

Die Seitenflügel der Infantanterie bestand dabei aus Lowlandern, das Zentrum aus den Campbell-Treuen Clans.

Kavallerie und Artillerie war kaum vorhanden und spielte keine Rolle in dem, was kommen sollte.

Montrose und MacColla kamen den Hang hinab und stellten sich rasch auf. Die Berichte unterscheiden sich etwas, aber an den Flanken scheinen die Iren gestanden zu haben, in der Mitte die Clans wie MacDonald, Clanranald und weitere.

Die kampferfahrenen Iren auf beiden Seiten drangen zuerst auf die Flanken ein: Sie rannten auf den Gegner zu, feuerten eine Salve aus den Musketen und gingen dann direkt in den Nahkampf über.

Eine völlig unübliche Technik … schließlich sollte doch Pike an Shot gekämpft werden!

Was sie sahen, war der Vorläufer einer Taktik, die später als Highland Charge berühmt werden sollte.

Die Lowlander waren geschockt und begannen zu fliehen. Die Mitte der Covenanter lag damit frei.

Dort trafen die Clans beider Seiten aufeinander. Es war ein harter Kampf, doch am Ende siegten die Royalisten - und zwar deutlich.

Die Pikeniere als Formation erwiesen sich als zu schwerfällig, um sich auf die leichtfüßige Kriegsführung der Gälen einzulassen.

Teile der Besiegten versuchten sich in die Burg zu retten. Doch sie mussten aufgeben.

Am Ende des Tages waren 1.500 Covenanter tot.

Und man sagt, es seien nur zwischen vier und acht Männer bei den Royalisten gefallen.

Die vielen Toten hatten einen Grund. Und der lag im gälischen Konflikt: Die Anhänger des Clan Ian Mòr massakrierten alle Campbells und deren Anhänger, die sie fanden.

Die Lowlander ließen sie dagegen laufen.

Wie David Stevenson in seinem Buch "Highland Warrior" sagt:

"That as great the hatred of Irish and anti-Campbell Highlanders for Lowlanders might be, the hatred of Gael for fellow Gael was even greater."

Auchinbreck wurde tödlich verwundet. Archibald Campbell setzte seine Segel und entkam, während seine Kämpfer am Ufer des Lochs starben oder in die Glens getrieben wurden.

MacColla hatte seine Rache am Clan Campbell, er herrschte nun auch über weite Teile des Landes.

Das Nachspiel

Montrose und MacColla blieben auch danach siegreich. Aber Schottland war nicht entscheidend für den gesamten Konflikt der drei Reiche.

Am Ende begab sich König Charles in die Hand seiner Gegner und befahl, die Waffen niederzulegen. Montrose folgte dem.

MacColla alleine konnte sich nicht mehr behaupten. Er zog sich Stück für Stück zurück.

Archibald Campbell nahm sich sein Land wieder, MacColla floh schließlich wieder nach Irland.

Dort starb er in einem weiteren Gefecht im November 1647 unspektakulär.

Allen anderen Beteiligten ging es nicht viel besser:

König Charles I. wurde 1649 wegen Hochverrats hingerichtet.

Montrose folgte ihm im Jahr 1650 – Grund: Hochverrats.

Sein Kopf wurde in Edinburgh an der Tollbooth für rund zehn Jahre ausgestellt.

Doch 1660 wurde die Stuart Dynastie wiedereingesetzt. Charles II. begnadigte Montrose und ließ ihn in der St Giles Cathedral würdig begraben.

Dort liegt er gegenüber seinem Rivalen Archibald Campbell - denn der wurde 1661 hingerichtet.

Wegen … naja, Hochverrat halt.

Aber wer jetzt dachte, das war das Ende und die Stuart Monarchie sollte von nun an weiterregieren, hatte nicht mit den Engländern gerechnet.

Denn bald entledigen sich die Engländer den Stuarts endgültig.

Und das sollte weitere Schlachten nach sich ziehen, die ich in den nächsten Beiträgen vorstelle.

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Die Infos dazu in der Beschreibung.

Bis dahin sage ich:

Tioraidh an-drasta agus oidhche mhàth.

Über diesen Podcast

In dem Myhighlands.de Podcast spreche ich über Themen rund um Schottland und die Highlands. Besonders Geschichte und Geschichten, Clans und Berühmtheiten stehen hier im Vordergrund.

von und mit Stephan Goldmann

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