„Gut für König James, aber es tut mir leid um Eure Lordschaft.“
Heute - die Schlacht von Killicrankie
Halò a h-uile daoine, ciamar a tha shibh?
Auf dem Weg in den Norden Richtung Inverness, fährt man kurz nach Pitlochry mitten durch ein Schlachtfeld – ohne dass man es merkt.
Hier bei Killicrankie hatte 1689 die erste Schlacht der Jakobiten stattgefunden.
Und doch gibt es hier nicht – wie bei Culloden – ein riesiges Besucherzentrum mit Flaggen interaktiver Ausstellung direkt am Schlachtfeld.
Nur ein kleines Visitor Centre mit einem Cafè abseits der Hauptstraße.
Dabei mangelt es der Geschichte nicht an Dramatik.
Schauen wir uns diese wichtige Schlacht also einmal genauer an.
Die Vorgeschichte
Die englische Republik war Vergangenheit, Cromwell tot, die Stuarts wieder auf dem Thron.
Doch: Der Religionskonflikt schwelte weiter. Denn mit James II. – dem Bruder von Charles II. – schien tatsächlich wieder ein Katholik an die Macht gekommen zu sein.
Das passte so ziemlich niemandem in England.
Darum initiierte England einen Coup, der von den Engländern als "Glorious Revolution" bezeichnet wird.
Das englische Parlament bot nämlich die Krone James’ protestantischer Tochter Maria die Krone an.
Maria und ihr Mann William of Orange übernahmen den Thron gerne. William kam mit einer Armee und James II. floh.
Wie gesagt: England nennt es seitdem die "Glorious Revolution".
Das Problem: James II. war auch James VII. von Schottland. Und die Engländer hatten die Schotten mal wieder nicht gefragt.
So war der Stuart Monarch dort noch vier weitere Monate offiziell im Amt, ehe auch das schottische Convent William die Krone andiente.
Allerdings war das keine wirkliche Vertretung aller Schotten.
Im Land verblieben darum noch viele Anhänger der Stuarts.
James heißt auf Lateinisch Jakobus, seine Anhänger nannte man darum ab diesem Zeitpunkt "Jakobiten".
Und die versuchten die Stuart Monarchie in den kommenden Jahrzehnten wieder herzustellen - auch mit Gewalt.
So kam es zur ersten Schlacht der Jakobiten bei Killicrankie.
Die Feldherren
Beide Könige waren selbst nicht vor Ort, sondern hatten ihre Feldherren.
Und gleich vorweg: Die Schlacht bei Killicrankie war eher eine innerschottische Angelegenheit.
Auf der Seite des amtierenden Königs stand General Hugh McKay. Ein Highlander, der eine Lowland English sprechende Regierungsarmee befehligte.
Auf der Seite der Jakobiten befehligte der Lowlander Viscount Dundee eine gälisch sprechende Armee aus Highland-Clans und Iren.
Die Ausgangslage
Dundee hatte auf dem Dundee Law die königliche Standarte von James II. gesetzt. Dort versammelte eine kleine Armee um sich.
Allerdings noch viel zu wenige, um einen großen Angriff wagen zu können.
Doch die Jakobiten unter einem Patrick Stewart of Ballechin hatten bereits Blair Castle besetzt. Diese Burg wurde als strategisch wichtig erachtet.
Das wollte die Regierung natürlich nicht dulden, sie wollte die Burg befreien. Und Dundee wusste das auch.
Es gab also ein Wettrennen zur Burg.
MacKay setzte sich mit einer rund 4.000 Mann starken Truppe rasch in Bewegung.
Die Soldaten marschierten in einer langen Linie von 8 bis 20 Mann breite. Sie konnten quasi gar nicht alle auf der schmalen Straße laufen.
MacKay hatte es aber so eilig gehabt, dass er ohne seine Kavallerie und Dragoner aufgebrochen war. Dragoner sind berittene Infanteristen.
Dundee war ebenso in aller Eile unterwegs. Aber er hatte nur rund 1.800 Mann mit sich.
27. Juli 1689 erreicht Bonnie Dundee die Castle of Blair als erstes, und nun war die Frage: Hier bleiben und auf Verstärkung warten - oder angreifen?
Die meisten seiner Offiziere sprachen sich für das Warten aus.
Denn sie waren zahlenmäßig unterlegen und die Clans waren nicht so diszipliniert, wie die trainierten Soldaten der Regierung.
Doch einer der Offiziere namens Lochiel war 60 Jahre alt und hatte noch im Krieg der drei Reiche an der Seite von Montrose gekämpft.
Mit all seiner Erfahrung riet er zu einer direkten Konfrontation, denn wenn erst die Dragoner der Regierungstruppen nachkämen, wäre ein Sieg nicht mehr wahrscheinlich.
Damit überzeugte er Dundee.
Doch in einem zweiten Punkt schaffte er es nicht. Denn er bat Dundee darum, dass der mit in die Schlacht reiten solle.
Dundee lehnte das ab, er wollte unbedingt dabei sein.
Sowohl die Jakobiten, als auch die Regierungstruppen wussten, dass der Pass von Killicrankie der einzige Weg nach Blair Castle war.
Der liegt zirka fünf Kilometer entfernt von der Burg.
Beiden Seiten war klar, dass das ein perfekter Ort für einen Hinterhalt sein könnte.
Darum schickte auch MacKay 200 Mann voraus, um den Pass zu prüfen. Sie kamen zurück mit der Information, dass der Weg sicher sei.
MacKay kam durch den Pass und wartete in einem Kornfeld auf den Rest seines Zuges. Er war erleichtert, dass sie die potenzielle Falle durchschritten hatten.
Er schickte dann ein Kommando in Richtung Blair Castle, das auch prompt auf einen Trupp Feinde traf.
Darum entschied MacKay zunächst, dass seine Soldaten nach Norden, also nach vorne ausrichten sollten.
Doch das war genau Dundees Plan.
Denn der hatte mittlerweile in der gesamten Flanke im Osten auf einem Hang Aufstellung bezogen.
Als MacKay den Fehler erkannte, ließ er seine Truppen sich um 90 Grad drehen. Ein riesiges Manöver.
Er stellte seine Regimenter in einer langen Formation auf. Jeweils in einer Dreierreihe.
Üblich waren damals eigentlich Fünferreihen, damit diese kontinuierlich nachladen und feuern konnten.
Doch MacKay hatte Angst, dass die feindliche Kavallerie in die Flanken fallen könnten.
Darum stellte er weniger tief, dafür umso breiter auf.
Gleichzeitig wollte er den Pass offen halten, damit seine Dragoner noch nachkommen konnten.
Außerdem wollte MacKay noch außerhalb der Reichweite der Musketen bleiben - er musste also mindestens 230 Meter Abstand zu Dundees Männern halten.
MacKay ritt auf und ab und ordnete die Linien.
Die Aufstellung war schließlich fast eineinhalb Kilometer lang.
MacKay antwortete also auf das Schlachtfeld und seine Gegebenheiten, so gut er konnte. Doch er war eben durch die Umstände eingeschränkt.
Und das war genau nach Geschmack der Jakobiten.
Dundee und Lochiel hatten fünf Clan-Familien gegenüber den Regimentern der Lowlander aufgestellt.
Und in der Mitte eine kleine Kavallerie.
Doch die Linie der Jakobiten war deutlich magerer als die der Regierungstruppen unten.
So standen sich die Armeen gegenüber: die Regierungstruppen unten, im Rücken den Fluss, die Jakobiten oben auf dem Hang.
MacKay wusste, er konnte nur auf den Angriff der Jakobiten warten.
Die Kriegstechnik
In Killicrankie kam er gesichert zum ersten Mal zum Einsatz: der berühmte Highlandcharge.
Viele halten ihn ja für einen barbarischen Auswuchs des Clanswesens. Das ist falsch.
Der Highlandcharge war eine sehr überlegte Taktik, die direkt eine Schwäche des Gegners ausnutzte.
Er war eine Antwort auf die immer wichtiger werdenden Schusswaffen und die daraus resultierenden starren Formationen.
Denn zu der Zeit war es üblich, in breiten Linien aufeinander zuzumarschieren und jeweils Feuersalven auszutauschen.
Die Musketen der damaligen Zeit waren alles andere als eine treffsichere Waffe.
Es wurde in breiten Blöcken agiert, die vordrängten oder sich zurückzogen.
Der Highlandcharge brach diese starre Formation bewusst auf.
Das Prinzip ist einfach: Die Highlander näherten sich auf Schussweite, feuerten einmal und warteten auf die Antwort.
Dann stürmten sie los.
Während die Gegner noch mit dem Nachladen beschäftigt waren, fuhren die Clansleute unter den Feind und metzelten ihn nieder.
Die Geschwindigkeit beim Angriff war also das wichtige Element. Es galt schneller zu sein, als Musketen geladen werden können.
Darum entledigen sich die Krieger aller schwerer Gegenstände - nach dem ersten Schuss auch der eigenen Feuerwaffen.
Sie behielten das typische Highland Breitschwert und einen kleinen Schild, den Targe.
Weil die Einheiten der Jakobiten jeweils aus Clans bestanden, wollte keiner als Feigling gelten. So hielt man die Moral hoch.
Und ganz stürmte der Clans-Adel, die "Daoine Uaisle", die "noblen Leute". Ihr Mut sollte die anderen inspirieren.
Der Highland Charge war also - wenn richtig eingesetzt - eine sehr effiziente Taktik.
Die Schlacht
Endlich, nachmittags, hatten die Armeen ihre Positionen gefunden.
Doch die Sonne stand gegen die Jakobiten. Darum wartete Dundee mit dem Angriffsbefehl.
MacKay hingegen versuchte verzweifelt, die Attacke zu provozieren, um genau das auszunutzen.
Er begann daher zunächst mit seinen drei Lederkanonen zu schießen.
Ein Clansman wurde getroffen und stand dann einfach wieder auf. Das Geschoss hatte Momentum verloren und die Kanonen waren nicht stark genug.
Das half der Moral der Highlander stark. Denn für die war das Warten ebenfalls hart.
Doch Dundee und Lochiel wussten: Sie mussten auf den optimalen Zeitpunkt warten. Und sie hatten es hart, ihre Kämpfer zu zügeln.
Endlich: Kurz vor Sonnenuntergang befahl Dundee den Angriff. Der Highland Charge rollte.
MacKay gab sofort den Befehl, zu feuern. Und schnell lagen 600 Clansmen am Boden.
Doch dann erreichten die Jakobiten die Gegner, die nicht einmal Zeit hatten, ihr Bajonett aufzupflanzen.
Es folgte Gemetzel.
Die Schlacht war schnell entschieden - für Dundee und die Jakobiten.
MacKay erkannte das. Er sammelte, was ging, zog sich mit den wenigen Überlebenden über den Fluss zurück und verließ das Schlachtfeld im Schutze der Nacht durch den Pass.
Er schaffte es mit rund 800 Mann zurück nach Stirling.
Ein klarer Sieg also für die Jakobiten, oder?
Nicht ganz.
Denn ein einziger Schuss hatte einen teuflischen Weg gefunden: unter dem Arm hindurch in die Flanke und dann in das Herz von Bonnie Dundee.
Der sterbende Dundee fragte an einen Stein gelehnt, wie die Schlacht verlaufen sei.
Ein Soldat antwortete: „Gut für König James – aber es tut mir leid um Eure Lordschaft.“
Dundee erwiderte daraufhin: „Wenn es für ihn gut läuft, ist es um mich umso weniger wichtig.“
Und mit seinen letzten Worten lag Dundee leider völlig falsch.
Bei den Regierungstruppen starben oder verschwanden an dem Tag um die 1.800 Soldaten.
Auch die Jakobiten mussten 700 Gefallene beklagen - fast jeder dritte Kämpfer starb.
Aber am schlimmsten wog der Verlust ihres Anführers.
Das Nachspiel
Killicrankie ist ein typisches Beispiel für: "Die Schlacht war gewonnen, aber der Krieg verloren."
Zwar gab es eine kurze Panik über die Nachricht der Schlacht seitens der Regierung.
Doch als die Nachricht von Dundees Tod die Runde machte, schwand die Unterstützung für die Jakobiten.
Und sie machten weitere Fehler.
So beschlossen sie, dass Alexander Cannon die Führung nach Dundee übernehmen sollte.
Den erfahrenen und tapferen Lochiel überging man dabei einfach.
Und der war derart beleidigt davon, dass seine Männer sammelte und abzog.
Am 21. August 1689 unterlagen dann die Jakobiten bei der Schlacht von Dunkeld.
Doch auch König James zögerte mit seiner Unterstützung und im Jahr 1690 unterlagen die Jakobiten schließlich bei der Schlacht von Cromdale.
Dabei wäre durchaus mehr möglich gewesen, hätte man entschlossen gehandelt und einen charismatischen Führer gewählt.
Mit dem Massaker in Glen Coe endete der erste Jakobitenaufstand dann endgültig.
Aber diese Geschichte erzähle ich Euch ein anderes Mal.
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Bis zum nächsten Mal sage ich:
Oidhche mhath agus tioraidh an-drasta.